Spät aber doch startet heute mein Tag um 11 Uhr – die sehr netten Gastgeber haben meine Check – Out – Zeit auf 12 Uhr verlegt! Und zufällig öffnet um 12 Uhr ein Lokal in meiner Nähe, das sehr vielversprechend ausschaut: Missie Applepie. Klingt kitschig? Ist es auch!





Näheres recherchieren zeigt aber: die „wunderschöne Scheldenroute“ führt bis Antwerpen eh nur an einer 4-spurigen Autobahn entlang. Passt also eh.
Ein bisschen freu ich mich dann schon auf das Radfahren in Belgien. Anders als in Brüssel musste ich mir nämlich in den letzten Tagen meinen Platz auf der Straße nicht erkämpfen, sondern die Belgier sind immer brav und sehr zuvorkommend, teilweise auch ohne Fahrrad Übergang, stehen geblieben. Hab mich wie ein schutzbedürftiger, süßer, kleiner Radfahrer gefühlt. Die Belgier fahren dann zwar trotzdem recht knapp (aber langsam und angenehm) an einem vorbei, aber vertrauen darauf, dass ich mein Rad unter Kontrolle hab. Als ich gestern die Grenze zu den Niederlanden überquerte, hab ich da gleich eine andere Mentalität erkannt: „Egal, egaaaaal, die Straße gehört mir, die Fahrradfahrer haben hier gar nichts verloren – aus dem Weg – WROM WROOOM„. Öhm yeah. Thanks!
Ich fahre also zum Bahnhof, wo ich zunächst keinen Automaten finde. Bei dem Automaten, der dann auf der anderen Seite des Bahnhofs ist, geht dann mein Handy nicht zum Bezahlen. Gut, dass ich ein bisschen mehr Zeit eingeplant hab.
Umstieg dann in Rosendaal, wo ich kein Ticket kaufen kann (belgischer Zug, keine Automaten für belgische Züge in den Niederlanden, belgische App kennt niederländischen Bahnhof nicht…). Schließlich meint der Zugbegleiter, ich soll einfach vom ersten belgischen Dorf aus das Ticket kaufen. Passt.

Voll lieb: Ein mit mir zugestiegener Mann, auch mit Rad, betrachtet mein vieles Gepäck, blickt mich freundlich an und hält mir seine Kekspackung hin – danke! (Hab aber keine genommen, meine Mama hat gesagt, ich soll keine Kekse von fremden Männern annehmen). Schau ich so hungrig aus? Ich sollte mir was zum Essen holen 🤣



Vorausgegangene Recherchen haben ergeben, dass hier bis vor kurzem 80% des weltweiten Diamamtenhandels stattgefunden hat. Eine sehr reiche Stadt also. Es fordern aber die Händler Steuerfreiheit, weil Diamanten in anderen Regionen der Welt schon steuerfrei gehandelt werden können. Daraufhin sind viele Händler abgewandert – deshalb werden hier momentan nur noch 60% der Rohdiamanten weltweit gehandelt.

Schon beim Foto machen am Bahnhofsplatz fallen mir viele schwarz gekleidete Menschen mit spannender Kleidung auf. Auch dazu weiß ich bereits Bescheid – hier wohnt eine der größten Gemeinschaften an orthodoxen und ultra-orthodoxen Juden Europas.
Es sind hier wirklich viele Leute komplett schwarz angezogen, tragen lange schwarze Mäntel, schwarze Zylinder, lange, schwarze Röcke und verdecken ihre Haare.
Viele Männer haben Zöpfe (hm, weiß nicht?) und lange Rauschebärte (coooool), bzw. Koteletten (nein, wirklich nein.). Auch die Kinder tragen, Burschen wie Mädchen, Zöpfe und Kippa.
Was besonders interessant aussieht: mit flatterndem, schwarzen Mantel und Zylinder Rad oder Scooter zu fahren! Prägt so auf jeden Fall das Stadtbild und ist ganz ungewohnt.
Ein Highlight: Es gibt extra Zylinder-Regenschutz! Der schaut dann aus, als hätte Man(n) ein Schwammerl am Kopf. Geil🤣

Im Hostel schließe ich gleich eine neue Bekanntschaft: Mit Jacob, einem Austauschstudent aus Kenia unterhalte ich mich eine Weile über Belgien, Kenia und Österreich. Er zeigt mir das Hostel und was es hier so alles gibt. Super! Dann hol ich mir jetzt mal was zum Mampfen.
Essen zu finden war gar nicht so einfach: Man kennt ja von den Lokalen auf Google Zeichen für günstig (€) oder teuer (€€€) . Heute hab ich allerdings das erste Mal entdeckt, dass es auch „mehr als 100€“ gibt – und zwar in dieser Stadt in sehr, sehr vielen Lokalen. Dann gibt’s noch viele koschere Sachen, klar, und einiges an internationaler Küche – von karibisch bis asiatisch. Ich hätte aber gerne, wenn ich schon da bin, belgisches Essen und fahre wieder mal um Frites in eine Frieterij.



PS: Folge 3 von Connys Hostelgeschichten: nach dem Bloggen komme ich ins Zimmer – voila, das Fenster ist offen und es hat Außentemperaturen (9°C). Allerdings hab ich jetzt die Nase voll. Ein anderes Zimmer ist schnell gebucht (danke, Handyzeitalter!), zum Packen, Hinfahren und Einchecken hab ich 20 Minuten. Gerade sitze ich in meinem lauschig warmen Einzelzimmer und werde mich wohl in den nächsten paar Minuten auf mein Doppelbett schmeißen. So ein Pech hatte ich wirklich noch nie mit Hostels!
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