Wroooooooom! Um 10 Uhr weckt mich heute der Staubsauger der Putzfee im Hostel. Guten Morgen!

Nachdem ich ein paar Schätze vorbereitet habe, die später bei manchen Lesern im Postkasten zu finden sein werden, mach ich mich auf den Weg.

Ich komme an der Erlöserkirche vorbei. Der Turm schaut ja spannend aus!
Ja, und so geht’s hier hinauf, bzw ab hier nicht mehr. Das ist das Ende der Treppe. 🙂
Blick nach Süden auf einen der vielen Kanäle in Kopenhagen.
Blick nach Norden, auf den Hafen rechts im Bild und die Frederikskirche mit Kuppel.
Blick nach Westen auf eine bissi diesige Stadt und den „Stadtkern“
Blick auf mein Radi! Alles noch da!
Und was ganz besonderes: Blick auf die längste Schrägseilbrücke für kombinierten Straßen- und Eisenbahnverkehr weltweit: die Øresund-Brücke!
Toll! In Malmö beginnt diese Brücke und mündet dann in einen Tunnel, der nach Kopenhagen führt. Somit werde ich die Brücke in Malmö erkunden!

Dann geht’s auch schon wieder runter vom Turm. Auf dem Weg treffe ich ein nettes Mutter- und Tochter-Paar, die mir von ihrer Überfahrt der Øresund-Brücke erzählen.

Beim Abstieg gibt’s noch etwas weirde Kunst im Turm.
Sehr weird.
Gleich neben der Erlöserkirche ist der Eingang für eine unabhängige Gesellschaft in Kopenhagen: die Freistadt Christiania.
Es ist eine Kommune, die sich in den 70er Jahren gebildet hat und aus Menschen besteht, die einfach etwas anders leben wollen oder aber müssen.
Im Gebiet einer alten Kaserne leben hier rund 1000 Menschen, die diese Häuser rechtlich gesehen seit 50 Jahren besetzen und sich diese zum Wohnen angeeignet haben.

Die Kommune hat Regeln und einen Rat, der Entscheidungen trifft (zB. wer hierher ziehen darf). Die Regeln sind eigentlich recht einfach: keine harten Drogen, keine Waffen, keine Gewalt.
Wenn man sich aber die Geschichte dieser Kommune anschaut, wird klar, dass diese einfachen Regeln unter bestimmten Voraussetzungen zu großen Herausforderungen führen.

Es gab bis 2023 Schießereien mit Todesopfern und starken Drogenverkauf in einer Straße, welche zur Neugestaltung 2024 komplett abgerissen wurde. Fotos dürfen bis heute keine von dieser Pusher Street gemacht werden.

Es wirkt alles sehr provisorisch / heruntergekommen / selbst gemacht / reused. Andererseits ist es wahnsinnig bunt hier und die Häuser wirken auch sehr fröhlich.
Rundherum ist es auch sehr grün – die exakte Hecke, wie sie die meisten Dänen pflegen, wird hier nicht gestutzt.
Immer wieder sind auch Relikte der Kaserne zu sehen – alles selbst umgebaut zu Ateliers, Werkstätten oder Wohnungen.
Die Freistadt Christiania ist ein Ort für Menschen, die anders leben möchten (meist aber außerhalb der Kommune arbeiten), und aber auch für Menschen, die keinen Platz (mehr) anderswo in der Gesellschaft finden. Hier sind alle willkommen. Natürlich bringt das auch Probleme mit sich – siehe oben – aber andererseits ist es sehr schön, dass jede Person ohne Mietvertrag, nur angewiesen auf die Zustimmung eines Rates, eine Bleibe finden kann.

Ich komme beim Cruisen mit Henni ins Gespräch. Sie kommt aus Aarhus und ist zu Besuch hier.
Fast eine Stunde lang plaudern wir – und endlich kann ich diese ganzen Sachen, die ich in Dänemark nicht so gut verstanden habe, besser nachvollziehen!

Leerstehende Häuser:
Die Kinder ziehen mit 18 aus – meist zum Studieren oder aber in eine Community, ähnlich einer WG, wo sie fernab von den Eltern mal etwas neues kennenlernen.
In dieser Zeit bauen sich die Kinder etwas auf. Studium, Job, etc. Selbst wenn sie dann aber zurück kommen in den Heimatort, finden sie das elterliche Haus meist so langweilig, dass sie einfach ein neues Haus für sich bauen.
Die Eltern sind folgedessen viel bei den Kindern zuhause, das Elternhaus steht leer, wirkt verlassen, steht irgendwann zum Verkauf.

Das gemischte Stadtbild von Kopenhagen: Straßenzüge ohne Ortsbild, altes Haus neben Betonblock neben altem Haus.
Es gibt in Dänemark keinen Denkmalschutz und keinen Ortsbildschutz.
Es ist erlaubt, in Straßenzügen aus alten Häusern einfach eines abzureißen durch ein modernes Haus zu ersetzen. Wild.

Was für ein nettes Gespräch!

Von der Freistadt aus habe ich einen wunderschönen Blick auf alte, umgebaute Werften.
Jetzt  am Abend finde ich auch endlich die „richtigen“ Sehenswürdigkeiten: hier die Christiansborg Schlosskirche.
Rathaus
Tivoli
Als Zaungast gelingt mir ein sehr schönes Foto vom Tivoli innen.
Heute 14km in Kopenhagen.

Kommentare

2 Antworten zu „12. Tag: Brücken“

  1. Guten Morgen Conny ,hast ja wieder sehr viele neue Eindrücke gewonnen, was du so geistig alles speichern musst, bist schon sehr bewundernswert, weiterhin alles Gute für dich und immer genug Luft in der Lunge und Reifen…LG Anni

  2. simply wonderful and so heartwarming!

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